Die Nachrüstung von Photovoltaik auf dem Carport gewinnt in Deutschland zunehmend an Beliebtheit. Ob zur Eigenversorgung, als umweltfreundliche Ergänzung zur E-Mobilität oder zur langfristigen Kostensenkung: Wer Solar auf dem Carport nachrüsten möchte, erschließt eine zusätzliche Dachfläche sinnvoll und effizient.
In diesem Beitrag erfahren Sie, warum und wie Sie Ihren Carport mit Solarmodulen nachrüsten, welche technischen, rechtlichen und wirtschaftlichen Aspekte Sie beachten sollten und welche Fördermöglichkeiten bestehen.
Warum sollte man Solar auf dem Carport nachrüsten?
1. Unabhängigkeit vom Stromanbieter
Mit einer Solaranlage auf dem Carport produzieren Sie Ihren eigenen Strom. Das senkt nicht nur die monatlichen Stromkosten, sondern schützt langfristig vor steigenden Energiepreisen.
2. Besser nutzen, was schon da ist
Ein Carportdach ist oft eine ungenutzte Fläche mit idealer Ausrichtung und guter Sonneneinstrahlung. Statt diese Fläche brachliegen zu lassen, kann man sie mit PV-Modulen in eine nachhaltige Energiequelle verwandeln.
3. Ideal für Elektromobilität
Wer ein E-Auto besitzt oder plant, eines anzuschaffen, kann den Carport auch gleich mit einer Wallbox ausstatten. In Verbindung mit der PV-Anlage lädt das Fahrzeug direkt mit Sonnenstrom – besonders wirtschaftlich und CO₂-neutral.
Technische Voraussetzungen für die Nachrüstung
1. Dachkonstruktion prüfen
Bevor Sie Solar auf dem Carport nachrüsten, muss die Tragfähigkeit der Dachkonstruktion überprüft werden. Photovoltaikmodule bringen – je nach Bauart – ein Gewicht von etwa 10–15 kg pro Quadratmeter mit sich. Holz-, Metall- oder Alukonstruktionen sind meist ausreichend belastbar, müssen aber ggf. statisch nachgewiesen werden.
Dachtypen und typische Nachrüstlösungen
Nicht jeder Carport ist gleich. Deshalb hier eine kompakte Übersicht verschiedener Dachformen und was jeweils zu beachten ist:
Dachtyp | Nachrüstungsempfehlung |
---|---|
Flachdach | PV-Module werden meist aufgeständert, um einen optimalen Neigungswinkel (ca. 20–30°) zu erreichen. |
Trapezblechdach | Module lassen sich direkt mit speziellen Schienen- und Klemmsystemen befestigen – ohne Durchbohrung. |
Satteldach | Besonders gut geeignet, wenn eine Seite nach Süden zeigt. Module folgen einfach der Dachneigung. |
Holzdach | Vor allem bei älteren Holzdächern ist eine statische Prüfung dringend zu empfehlen. |
Tonnendach | Montage möglich, erfordert aber gebogene Unterkonstruktionen oder flexible Befestigungssysteme. |
💬 Praxisbeispiel:
„Ein Flachdach-Carport in Berlin wurde mit 12 Modulen à 400 Wp nachgerüstet. Durch die Aufständerung der Module auf 25° und eine Ost-West-Ausrichtung konnten 4.800 Wp Gesamtleistung erzielt werden – ideal für Eigenverbrauch mit E-Auto.“
2. Ausrichtung und Neigungswinkel
Für einen optimalen Ertrag sollte das Carportdach möglichst nach Süden ausgerichtet sein. Eine Neigung zwischen 20 und 35 Grad ist ideal, aber auch flache oder leicht geneigte Dächer können gute Erträge liefern – besonders mit bifazialen Modulen oder Optimierern.
Statik: Nicht unterschätzen
Die zusätzliche Belastung durch PV-Module liegt bei etwa 10–15 kg/m². Auch wenn moderne Carports oft ausreichend tragfähig sind, sollte in jedem Fall eine statische Prüfung erfolgen.
🔎 Wichtig:
Gerade bei älteren oder selbstgebauten Carports empfiehlt es sich, einen Statiker zu Rate zu ziehen, um die Tragfähigkeit für Solarmodule sicherzustellen.
3. Verschattung vermeiden
Achten Sie darauf, dass Bäume, Nachbargebäude oder Antennen keine dauerhafte Verschattung verursachen. Teilverschattungen können durch spezielle Modultechnologie (z. B. Leistungsoptimierer oder Micro-Wechselrichter) ausgeglichen werden.
Verschattung: Optimierer als Lösung
Schatten durch Bäume, Nachbargebäude oder Antennen kann den Ertrag einzelner Module erheblich mindern – sogar den gesamten Strang.
📌 Beispiel:
Wenn ein Teil des Carportdachs durch einen Baum verschattet wird, können Modul-Optimierer oder Micro-Wechselrichter dafür sorgen, dass der Ertrag der restlichen PV-Module unbeeinträchtigt bleibt.
4. Stromanschluss und Einspeisung
Für die Integration in Ihr bestehendes Stromnetz ist ein Anschluss an den Hausverteiler notwendig. Überschüssiger Strom kann in das öffentliche Netz eingespeist werden. Dafür benötigen Sie einen Einspeisezähler, meist stellt ihn der Netzbetreiber.
Was kostet das Nachrüsten einer Solaranlage auf dem Carport?
Die Kosten für die Nachrüstung einer Solaranlage auf dem Carport hängen von verschiedenen Faktoren ab:
Komponente | Typischer Preisbereich |
---|---|
Solarmodule (pro kWp) | 500 – 900 € |
Montagesystem & Installation | 300 – 600 € pro kWp |
Wechselrichter | 800 – 1.500 € |
Elektroinstallation | 500 – 2.000 € |
Stromspeicher (optional) | 5.000 – 10.000 € |
Wallbox (optional) | 800 – 1.500 € |
💡 Beispielrechnung:
Für eine 3-kWp-Anlage auf einem Carport ohne Speicher sollten Sie mit Gesamtkosten zwischen 3.000 und 5.000 Euro rechnen.
Wirtschaftlichkeit und Amortisation
Eine Photovoltaikanlage auf dem Carport kann sich nach etwa 8 bis 12 Jahren amortisieren – abhängig von Eigenverbrauchsquote, Strompreis, regionaler Sonneneinstrahlung und Förderungen. Durch den selbst erzeugten Strom sparen Sie Jahr für Jahr – oft mehrere hundert Euro.
Ein höherer Eigenverbrauch (z. B. durch Haushaltsgeräte oder E-Auto) steigert die Rentabilität deutlich. Mit einem optionalen Stromspeicher können Sie den Anteil des selbst genutzten Stroms noch weiter erhöhen – besonders in den Abendstunden.
Förderungen und rechtliche Hinweise
1. Einspeisevergütung nach EEG
Überschüssiger Strom, den Sie nicht selbst verbrauchen, kann ins öffentliche Netz eingespeist werden. Dafür erhalten Sie eine Einspeisevergütung gemäß dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). Diese liegt 2025 bei etwa 8–9 Cent pro kWh für Anlagen unter 10 kWp.
2. Steuererleichterungen und Umsatzsteuer
Seit 2023 gilt für viele private PV-Anlagen die Umsatzsteuerbefreiung (0 % MwSt.) beim Kauf. Auch die Einkommensteuerpflicht entfällt bei Anlagen bis 30 kWp, sofern diese auf oder in der Nähe eines Wohngebäudes installiert sind.
Förderungen
1. KfW-Förderung und Landeszuschüsse
Verschiedene Förderprogramme – etwa der KfW oder regionaler Energieagenturen – unterstützen die Nachrüstung finanziell, insbesondere in Kombination mit einem Stromspeicher oder einer Wallbox.
2.Kommunale Programme nicht übersehen
Die meisten kennen die klassischen Förderungen – etwa die Einspeisevergütung nach EEG oder zuschussfähige Stromspeicher über die KfW. Doch auf kommunaler Ebene schlummern oft zusätzliche Fördermittel.
Beispiele:
- Zuschüsse von Städten für PV-Anlagen mit Speicher
- Kombination mit Wallbox-Förderung (z. B. München, Hamburg, Köln)
- Bonusförderungen für Mieterstrom oder Carport-Solar bei Neubauten
Was tun?
- Fördermitteldatenbank prüfen (z. B. co2online.de, energie-förderung.info)
- Energieberater oder Stadtwerke ansprechen
- Bauamt nach lokalen Programmen fragen
💬 Tipp: Fördermittel sind oft kontingentiert – frühzeitig beantragen lohnt sich!
Genehmigungen und rechtliche Aspekte beim Nachrüsten von Solar auf dem Carport
Die gute Nachricht zuerst: In vielen Fällen ist die Nachrüstung einer Solaranlage auf dem Carport genehmigungsfrei. Doch die rechtliche Lage ist komplexer, als es auf den ersten Blick scheint. Wer frühzeitig Klarheit über baurechtliche Vorgaben, Nachbarschaftsrechte und behördliche Pflichten schafft, spart Zeit, Geld und mögliche Konflikte.
1. Genehmigungspflicht vs. Anzeigepflicht: Nicht überall gleich
Oft wird pauschal von „genehmigungsfrei“ gesprochen – tatsächlich ist der Unterschied zwischen genehmigungsfrei, anzeigepflichtig und genehmigungspflichtig entscheidend und abhängig vom Bundesland sowie vom konkreten Bauvorhaben (freistehend, Überdachung, Größe, Netzanschluss).
Übersicht: PV-Nachrüstung auf Carports – Regelungen nach Bundesland (Auswahl, Stand 2025)
Bundesland | Genehmigung | Besonderheiten |
---|---|---|
Bayern | Meist genehmigungsfrei | Anzeige nach Art. 57 BayBO möglich |
NRW | Genehmigungsfrei < 75 m² | Bei größeren Flächen Bauanzeige |
Baden-Württemberg | Genehmigungsfrei | Ausnahme: Denkmalschutz |
Berlin | Teils genehmigungspflichtig | Abhängig von Lage, Brandschutz und Ausrichtung |
Hessen | Genehmigungsfrei | Abstandsflächen beachten, Meldepflicht möglich |
🔍 Tipp: Immer vor Baubeginn beim örtlichen Bauordnungsamt anfragen – auch wenn die Anlage vermeintlich genehmigungsfrei ist.
2. Anmeldung beim Netzbetreiber und im Marktstammdatenregister
Selbst bei einer baurechtlich genehmigungsfreien Nachrüstung sind technische und formelle Anmeldungen Pflicht:
Schritt-für-Schritt-Anleitung:
- Fachbetrieb beauftragen, der eine Anlagenplanung mit technischen Daten erstellt.
- Anmeldung beim Netzbetreiber – dort wird die Einspeisevergütung beantragt und ggf. ein Zweirichtungszähler installiert.
- Registrierung im Marktstammdatenregister (MaStR):
Pflicht für alle PV-Anlagen, auch bei Volleigenverbrauch.
👉 www.marktstammdatenregister.de
❗️Achtung: Ohne Registrierung im MaStR erlischt der Anspruch auf Einspeisevergütung.
Bauliche & Montagetechnische Aspekte beim Nachrüsten von Solar auf dem Carport
1. Welche Dachtypen eignen sich für PV auf dem Carport?
Nicht jedes Carportdach ist ideal – aber fast jedes lässt sich anpassen.
Dachform | Eignung | Besonderheiten |
---|---|---|
Flachdach | ✅ Gut geeignet mit Montagesystem | Aufständerung nötig (z. B. 15–30° Neigung) |
Satteldach | ✅ Sehr gut geeignet | Idealerweise nach Süden ausgerichtet |
Pultdach | ✅ Optimal bei Südneigung | Einseitig geneigt, gute Flächennutzung |
Bogendach/ Tonnendach | ⚠️ Eingeschränkt nutzbar | Anpassung der Halterungen notwendig |
Blech- & Trapezdach | ✅ Möglich mit spezieller Schienentechnik | Geringe Aufbauhöhe, gute Montagebasis |
💡 Tipp: Bei Flachdächern kann durch gezielte Ausrichtung (Ost/West) eine bessere Tagesverteilung des Solarstroms erzielt werden.
Schritt-für-Schritt-Anleitung: Solar auf Carport nachrüsten
- Prüfen Sie Ihr Carportdach auf Statik, Ausrichtung und Verschattung.
- Lassen Sie sich beraten von einem zertifizierten Solarteur oder Energieberater.
- Vergleichen Sie Angebote und fordern Sie idealerweise 2–3 Kostenvoranschläge an.
- Wählen Sie die Komponenten (Solarmodule, Wechselrichter, Speicher, Wallbox).
- Klären Sie die Fördermöglichkeiten und sichern Sie sich ggf. Zuschüsse.
- Installieren lassen – durch einen qualifizierten Fachbetrieb.
- Anmeldung und Netzanschluss beim zuständigen Netzbetreiber.
- Nutzen Sie Ihren eigenen Sonnenstrom – für Haushalt und Mobilität.
Fazit: Die Nachrüstung einer Solaranlage auf dem Carport lohnt sich
Das Nachrüsten von Solar auf dem Carport ist nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern auch wirtschaftlich attraktiv. Die Nutzung der Carportfläche zur Stromerzeugung ist besonders dann lohnenswert, wenn das Hausdach nicht geeignet ist oder bereits belegt ist. Mit dem richtigen System und guter Planung profitieren Sie langfristig von niedrigeren Energiekosten und mehr Unabhängigkeit.